Es ist wieder Krieg in Europa. Der vergangene 24. Februar stellt eine Zäsur da. Die Welt ist eine andere. Wir in (West-)Europa sind aus einem schönen, sanften Traum urplötzlich herausgerissen. Über 70 Jahre Frieden. Und jetzt: nach dem Jugoslawienkrieg wieder Krieg in Europa, in der Ukraine. Einem Land mit fast 45 Millionen Einwohner:innen und auf dem besten Weg in ein demokratisches Gemeinwesen nach westlichem Vorbild. Unschuldige, friedensliebende Menschen sterben. Alte und Frauen und Kinder fliehen, müssen ihre Männer, Väter und Brüder zurücklassen. Zerstörte Städte, verbrannte Erde, zerplatzte Träume und die Zukunft völlig ungewiss. Haben wir denn als Weltgemeinschaft nicht schon eh so viele Krisen, die alles von uns fordern: die Klimakrise, die Corona-Pandemie, die große soziale Ungerechtigkeit weltweit. Dieser Krieg ist verstörend, er macht ohn-mächtig und wütend.
„Der alte Tanz auf dem alten Vulkan. / Du sollst nicht töten! hat einer gesagt. / Und die Menschheit hörts, und die Menschheit klagt. / Will das niemals anders werden?“ Diese Worte des Mahners und Propheten Kurt Tucholskys, vor einhundert Jahren geschrieben, bringen auch heute das allgemeine Grundgefühl ins Wort.
„Will das niemals anders werden?“
Kann diese Welt auch anders? Ich will die Hoffnung nicht aufgeben und wehre mich innerlich gegen dieses Grundgefühl der Resignation.
Ja, diese Welt kann anders. „Kehrt um zu mir von ganzem Herzen mit Fasten, Weinen und Klagen! Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, und kehrt um zum HERRN, eurem Gott!“ Diese Worte des Propheten Joel sind heute auch in unsere Zeit hineingesprochen. Anders wird es nur, wenn wir umkehren, wenn wir die Tod und Zerstörung bringenden Wege verlassen. Wenn ein Diktatur Putin sein steinernes und menschenverachtendes Herz zerreißt.
Der gestrige Aschermittwoch ist der Beginn der Fastenzeit, der österlichen Bußzeit. Viele Christ:innen verbinden mit dieser Zeit eine Zeit der Umkehr. Eine Zeit des Innehaltens, eine Zeit der Um- und Neuorientierung, eine Art Seelen-Hygiene. Was sollte ich anders machen? Was gibt meinem Leben Sinn? Wie kann G-tt in meinem Leben aufscheinen?
Sehen wir in den kommenden Wochen der Fastenzeit neben den vielfältigen Zerstörungen, der „Asche des Todes“, auch die kleinen Hoffnungszeichen, die es neben all der Asche zu entdecken gibt: Die humanitäre Hilfe, die gastfreundschaftliche Aufnahme der Flüchtenden, die Spendenbereitschaft, die Demonstrationen für Frieden und gegen den Krieg, die Gebete und Mahnwachen …
„Wo ist denn euer Gott?“ - Er ist lebendig in all diesen vielfältigen Hoffnungszeichen, die sich gegen eine „Kultur des Todes“ stellen und für eine „Kultur des Lebens“ eintreten.
Ich wünsche Ihnen und Euch Zuversicht und Segen in diesen verstörenden Zeiten!
Hermann Steinkamp
Redaktion
SonntagsImpulse.de