Liebe Leserinnen und Leser des Sonntagsimpulses,
in unserer Pfarreiengemeinschaft veranstalten wir in der Fastenzeit Fotoexerzitien. Jede Woche aufs Neue beschäftigen wir uns mit dem Evangelium des jeweiligen Sonntags und überlegen ausgehend davon, was ein passendes Bildmotiv wäre. Die Gruppe ist bunt gemischt. In dieser Woche haben wir uns, wie eben an diesem Sonntag vorgesehen, mit der Bibelstelle vom fruchtlosen Feigenbaum beschäftigt. Mithilfe des Bibelteilens haben wir sie uns erschlossen. Es ist interessant zu beobachten wie unterschiedlich die Rückmeldungen zu diesem Text waren. „Hau ihn um“ war die erste Reaktion beim Sagen einzelner Worte oder Sätze. „Lass ihn noch ein Jahr stehen“ folgte prompt. Und ich glaube genau diesen Zwiespalt kennen wir in unserem Leben. Wie oft soll oder kann man noch eine Chance geben? Wann ist aber auch der Punkt gekommen, an dem es Konsequenzen braucht. Alte Zöpfe abgeschnitten werden müssen.
Mich hat dieser Abend mit den Menschen sehr bereichert. Seine eigene Sicht zu hinterfragen, starre Muster aufzubrechen und offen zu sein für die Meinungen anderer. Der Besitzer des Weinberges hat sich auch von seinem Winzer überzeugen lassen. Und nun gibt es diese Gnadenfrist. Setzen wir Gott mit dem Winzer gleich, dann wird seine Gnade deutlich. Er gibt uns den Spielraum zu entscheiden, welche Wege wir einschlagen wollen. Zuzugeben, dass das, was man bisher als richtig angesehen hat, keine Zukunft hat, ist schwer. Und das Eingestehen von Fehlentscheidungen wird leider zu oft als Schwäche angesehen und schwach will wohl niemand gerne wirken. Sich einzugestehen, dass der bisherige Weg falsch war, das kostet Kraft und Mut. Diese Kurskorrektur finde ich aber überzeugend und wünsche mir, dass alle, die die Macht haben, etwas zu verändern, diese für das Gute nutzen.
Viele Grüße und einen gesegneten Sonntag,
Julia Kühling