Liebe Leserinnen und Leser des Sonntagsimpulses,

in unserer Pfarreiengemeinschaft veranstalten wir in der Fastenzeit Fotoexerzitien. Jede Woche aufs Neue beschäftigen wir uns mit dem Evangelium des jeweiligen Sonntags und überlegen ausgehend davon, was ein passendes Bildmotiv wäre. Die Gruppe ist bunt gemischt. In dieser Woche haben wir uns, wie eben an diesem Sonntag vorgesehen, mit der Bibelstelle vom fruchtlosen Feigenbaum beschäftigt. Mithilfe des Bibelteilens haben wir sie uns erschlossen. Es ist interessant zu beobachten wie unterschiedlich die Rückmeldungen zu diesem Text waren. „Hau ihn um“ war die erste Reaktion beim Sagen einzelner Worte oder Sätze. „Lass ihn noch ein Jahr stehen“ folgte prompt. Und ich glaube genau diesen Zwiespalt kennen wir in unserem Leben. Wie oft soll oder kann man noch eine Chance geben? Wann ist aber auch der Punkt gekommen, an dem es Konsequenzen braucht. Alte Zöpfe abgeschnitten werden müssen.

Mich hat dieser Abend mit den Menschen sehr bereichert. Seine eigene Sicht zu hinterfragen, starre Muster aufzubrechen und offen zu sein für die Meinungen anderer. Der Besitzer des Weinberges hat sich auch von seinem Winzer überzeugen lassen. Und nun gibt es diese Gnadenfrist. Setzen wir Gott mit dem Winzer gleich, dann wird seine Gnade deutlich. Er gibt uns den Spielraum zu entscheiden, welche Wege wir einschlagen wollen. Zuzugeben, dass das, was man bisher als richtig angesehen hat, keine Zukunft hat, ist schwer. Und das Eingestehen von Fehlentscheidungen wird leider zu oft als Schwäche angesehen und schwach will wohl niemand gerne wirken. Sich einzugestehen, dass der bisherige Weg falsch war, das kostet Kraft und Mut. Diese Kurskorrektur finde ich aber überzeugend und wünsche mir, dass alle, die die Macht haben, etwas zu verändern, diese für das Gute nutzen.

Viele Grüße und einen gesegneten Sonntag,

Julia Kühling

Das Evangelium für den Tag: Lk 13, 1–9

Zu jener Zeit kamen einige Leute und berichteten Jesus von den Galiläern, deren Blut Pilatus mit dem ihrer Opfertiere vermischt hatte. Und er antwortete ihnen: Meint ihr, dass diese Galiläer größere Sünder waren als alle anderen Galiläer, weil das mit ihnen geschehen ist? Nein, sage ich euch, vielmehr werdet ihr alle genauso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt. Oder jene achtzehn Menschen, die beim Einsturz des Turms am Schilóach erschlagen wurden – meint ihr, dass sie größere Schuld auf sich geladen hatten als alle anderen Einwohner von Jerusalem? Nein, sage ich euch, vielmehr werdet ihr alle ebenso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt. Und er erzählte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum gepflanzt; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine. Da sagte er zu seinem Winzer: Siehe, jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen? Der Winzer erwiderte: Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er in Zukunft Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen!