Liebe Leser:innen!

Die Bilder könnten kaum gegensätzlicher sein. 2000 Jahre liegen zwischen ihnen. Hier im Jahr 2022 die russischen Panzer, die in die Städte der Ukrainer:innen vordringen und alles, was ihnen im Wege steht plattwalzen, und die Raketen, die unzählige Häuser, Wohnungen und Menschenleben zerstören. Und dort im Jahre 27 die friedlich umjubelte „Einnahme“ Jerusalems auf einem Fohlen, mit wedelnden Palmzweigen. Jesus, der Friedensbringer, er wird von den Menschen sehnlichst erwartet. Denn auch Jerusalem war keine friedliche Stadt. Die römische Besatzungsmacht herrschte mit Gewalt und brutaler Unterdrückung. Auf Jesus richteten sich die Hoffnungen Unzähliger. „Er hat doch Wunder vollbracht. Den Menschen wieder Lebensmut geschenkt. Und die bekannten Gesetzmäßigkeiten durchbrochen. Er wird uns doch auch befreien können aus den Händen der Römer!“ Alle diese Hoffnungen sterben am Karfreitag am Kreuz. Das Jubelgeschrei verstummt. Die Jünger:innen sind ohnmächtig, völlig am Boden und ohne einen Funken Hoffnung.

Wir wissen, dass diese Erzählung anders ausgeht. Wir sollten jedoch nicht zu schnell von Ostern reden. Freude und Trauer, Jubel und Klagegeschrei liegen eng beieinander. Das ist unsere menschliche Erfahrung durch alle Zeiten der Geschichte hindurch. Und das ist auch heute unsere Erfahrung mit Blick auf die Ukraine, auf Syrien, den Jemen und Afghanistan.

Was bleibt? „Die Seele der Trauer ist der Protest.“ (Burkhard Liebsch) Die Augen nicht abwenden und sich nicht abfinden mit dem, wie die Welt sich mit ihrer Todesfratze auch zeigt. Und dann trotzig unsere (christliche)Hoffnung dagegenhalten, so wie in dem Lied „Der letzte Song“ von Felix Kummer und Fred Rabe: „Die Menschen sind schlecht und die Welt ist am Arsch/Das System ist defekt, die Gesellschaft versagt/Dein Leben liegt in Scherben und das Haus steht in Flammen/Aber alles wird gut/Fühlt sich nicht danach an/aber alles wird gut.“

Christliche Hoffnung heißt dann: die fast unsichtbaren Zeichen und Gesichter der Hoffnung und des Lebens entdecken und mit Blick auf Jesus aus seiner Geistkraft „als menschlicher Mensch unter menschlichen Menschen leben“ (Stephan Wahl).

 

Ich wünsche Ihnen und Euch einen hoffnungsgestimmten Palmsonntag!

 

Hermann Steinkamp

Redaktion

SonntagsImpulse.de

Das Evangelium von heute (Lk 19,28-40)

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.

28 In jener Zeit ging Jesus nach Jerusalem hinauf. 29 Und es geschah: Er kam in die Nähe von Betfage und Betanien, an den Berg, der Ölberg heißt, da schickte er zwei seiner Jünger aus 30 und sagte: Geht in das Dorf, das vor uns liegt! Wenn ihr hineinkommt, werdet ihr dort ein Fohlen angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet es los und bringt es her! 31 Und wenn euch jemand fragt: Warum bindet ihr es los?, dann antwortet: Der Herr braucht es! 32 Die Ausgesandten machten sich auf den Weg und fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte. 33 Als sie das Fohlen losbanden, sagten die Leute, denen es gehörte: Warum bindet ihr das Fohlen los? 34 Sie antworteten: Weil der Herr es braucht. 35 Dann führten sie es zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Fohlen und halfen Jesus hinauf. 36 Während er dahinritt, breiteten die Jünger ihre Kleider auf dem Weg aus. 37 Als er sich schon dem Abhang des Ölbergs näherte, begann die Schar der Jünger freudig und mit lauter Stimme Gott zu loben wegen all der Machttaten, die sie gesehen hatten. 38 Sie riefen: Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Ehre in der Höhe! 39 Da riefen ihm einige Pharisäer aus der Menge zu: Meister, weise deine Jünger zurecht! 40 Er erwiderte: Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien.