Liebe Leser:innen!

Im alten katholischen Gotteslob gab es ein Lied des Frankfurter Priesters und Theopoeten Lothar Zenetti (1926-2019): „Worauf sollen wir hören, sag uns worauf?“ Der Text dieses Liedes passt ganz gut in unsere heutige Zeit.

Unter den vielen Geräuschen, der Fülle an Informationen und Fakten, herauszuhören, was richtig, wichtig und wahr ist, ist im alltäglichen Leben gar nicht so einfach. Wie schnell sind wir Menschen da verführbar. Glauben dem, der am lautesten schreit, der uns einfache Antworten auf komplexe Fragen gibt, der angeblich unsere Bedürfnisse kennt und sie stillen kann. Und diese Ver-Führer finden sich nicht nur in der Politik und der Wirtschaft, auch in den Religionen gibt es sie.

Am heutigen 08. Mai wird an das Ende des 2. Weltkrieges und damit auch an das Ende der 12-jährigen Nazi-Diktatur erinnert. Viele Menschen waren in diesen Jahren verführbar. Sie sind der Stimme des Führers gefolgt und mit ihm in die Katastrophe gestürzt. Mit Blick auf das heutige Russland unter Putin zeigen sich durchaus gewisse Parallelen.

Im kurzen Evangeliumstext geht es auch um das Hören und Einer-Stimme-Folgen. Aber es ist nicht die Stimme eines Ver-Führers. Es ist die Stimme Jesu.

Und die Menschen folgen dieser Stimme nicht in einem blinden Gehorsam, sondern weil diese Stimme weiß, was sie wirklich brauchen („ich kenne sie“). Weil diese Stimme die Menschen nicht missbraucht, sondern ihnen zum Leben hilft („sie werden niemals zugrunde gehen“).

Was kann mir helfen bei der Unterscheidung der vielen Stimmen? Darauf gibt der Liedtext von Lothar Zenetti eine klare Antwort: „Die Liebe zählt!“ Wenn diese Stimmen nicht die Liebe auf ihren Lippen und in ihren Herzen tragen, wenn sie nicht die „Stimme der Gerechtigkeit“ (Bischof Oscar Arnulfo Romero, 1917-1980) sind, dann sollten wir ihnen nicht folgen.

 

 

Ich wünsche Ihnen und Euch einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!

 

Hermann Steinkamp

Redaktion

SonntagsImpulse.de

 

Das Evangelium von heute (Joh 10,27-30)

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.

27 In jener Zeit sprach Jesus: Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir. 28 Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen und niemand wird sie meiner Hand entreißen.

29 Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle, und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen. 30 Ich und der Vater sind eins.