„Mehr für mich!“ – dieser Slogan einer bekannten Drogeriemarktkette begegnete mir neulich in einer Fußgängerzone. Die Drogeriemarktkette versteht ihn im Sinne, dass hier mehr als nur Drogeriemarktprodukte auf mich warten. Der Slogan drückt jedoch, auf drei Worte gebracht, aus, was die Triebfeder unserer Konsumgesellschaft ist: Mehr für mich! Mehr Konsumprodukte, mehr billigere und häufig wechselnde Modetrends, mehr größere und schnellere Automobile, mehr höhere Gewinne an den Börsen – höher, schneller, weiter, größer und von allem immer mehr, das sind die Attribute der Konsumgesellschaft.
Corona hat diesen vermeintlichen Selbstläufer ausgebremst, mehr noch der Ukraine-Krieg. Plötzlich sind wir von außen gezwungen mit weniger auszukommen. Weniger Gas und Öl, weniger sofort erhältliche Produkte, weniger Geld in den Händen. Das weniger bei uns mehr bedeutet, mehr Biodiversität in der Natur, mehr lebensfreundliches Klima, mehr menschenwürdiges Leben für den Großteil der Weltbevölkerung, ist uns in den vergangenen Jahren immer klarer geworden. Die Ressourcen sind endlich, das Wachstum hat Grenzen. Unser Wohl-stand ist der Übel-stand der anderen. Jetzt müssen wir umdenken und umlernen, weil wir genötigt sind. Aber eigentlich doch, weil wir vor der „Schieflage der Welt“ unsere Augen nicht mehr verschließen können.
Jesus spricht sich in dem heutigen Evangelium deutlich gegen diese Konsummentalität aus. „Das Leben eines Menschen besteht nicht darin, dass einer im Überfluss seines Besitzes lebt.“ Der reiche Mann hat mit seiner reichen Ernte nur an sich gedacht. Er hat reichlich. Die, die weniger oder gar nichts haben, kommen ihm nicht in den Blick. Solidarität ist ihm ein Fremdwort. Er dreht sich nur um sich, in der Hoffnung für seine Seele Ruhe zu finden. Aber in seiner Lebenseinstellung ist genug nie genug. Für Jesus ist das Eigenwohl immer auch gebunden an das Gemeinwohl.
Und Jesus gibt uns noch einen Gedanken mit. Reich bin ich in den Augen Gottes nicht durch die materiellen Güter, die ich für mich anhäufe. Reich werde ich in Gottes Augen, wenn ich nicht nur um mich selbst kreise, sondern auch den anderen sehe. „Weniger für mich“ bedeutet dann „Mehr für alle!“ Das ist gelebte Solidarität und schafft den Seelenfrieden, den wir suchen.
Ich wünsche Ihnen und Euch einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!
Hermann Steinkamp
Redaktion
SonntagsImpulse.de