1264. Sonntagsimpuls

18. Sonntag im Jahreskreis, 31. Juli 2022 - Lesejahr C – hs

Liebe Leser:innen!

„Mehr für mich!“ – dieser Slogan einer bekannten Drogeriemarktkette begegnete mir neulich in einer Fußgängerzone. Die Drogeriemarktkette versteht ihn im Sinne, dass hier mehr als nur Drogeriemarktprodukte auf mich warten. Der Slogan drückt jedoch, auf drei Worte gebracht, aus, was die Triebfeder unserer Konsumgesellschaft ist: Mehr für mich! Mehr Konsumprodukte, mehr billigere und häufig wechselnde Modetrends, mehr größere und schnellere Automobile, mehr höhere Gewinne an den Börsen – höher, schneller, weiter, größer und von allem immer mehr, das sind die Attribute der Konsumgesellschaft.

Corona hat diesen vermeintlichen Selbstläufer ausgebremst, mehr noch der Ukraine-Krieg. Plötzlich sind wir von außen gezwungen mit weniger auszukommen. Weniger Gas und Öl, weniger sofort erhältliche Produkte, weniger Geld in den Händen. Das weniger bei uns mehr bedeutet, mehr Biodiversität in der Natur, mehr lebensfreundliches Klima, mehr menschenwürdiges Leben für den Großteil der Weltbevölkerung, ist uns in den vergangenen Jahren immer klarer geworden. Die Ressourcen sind endlich, das Wachstum hat Grenzen. Unser Wohl-stand ist der Übel-stand der anderen. Jetzt müssen wir umdenken und umlernen, weil wir genötigt sind. Aber eigentlich doch, weil wir vor der „Schieflage der Welt“ unsere Augen nicht mehr verschließen können.

Jesus spricht sich in dem heutigen Evangelium deutlich gegen diese Konsummentalität aus. „Das Leben eines Menschen besteht nicht darin, dass einer im Überfluss seines Besitzes lebt.“ Der reiche Mann hat mit seiner reichen Ernte nur an sich gedacht. Er hat reichlich. Die, die weniger oder gar nichts haben, kommen ihm nicht in den Blick. Solidarität ist ihm ein Fremdwort. Er dreht sich nur um sich, in der Hoffnung für seine Seele Ruhe zu finden. Aber in seiner Lebenseinstellung ist genug nie genug. Für Jesus ist das Eigenwohl immer auch gebunden an das Gemeinwohl. 

Und Jesus gibt uns noch einen Gedanken mit. Reich bin ich in den Augen Gottes nicht durch die materiellen Güter, die ich für mich anhäufe. Reich werde ich in Gottes Augen, wenn ich nicht nur um mich selbst kreise, sondern auch den anderen sehe. „Weniger für mich“ bedeutet dann „Mehr für alle!“ Das ist gelebte Solidarität und schafft den Seelenfrieden, den wir suchen.

 

 

Ich wünsche Ihnen und Euch einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!

 

Hermann Steinkamp

Redaktion

SonntagsImpulse.de

Das Evangelium von heute (Lk 12,13-21)

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.

13 In jener Zeit bat einer aus der Volksmenge Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen! 14 Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbteiler bei euch eingesetzt?

15 Dann sagte er zu den Leuten: Gebt Acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier! Denn das Leben eines Menschen besteht nicht darin, dass einer im Überfluss seines Besitzes lebt. 16 Und er erzählte ihnen folgendes Gleichnis: Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. 17 Da überlegte er bei sich selbst: Was soll ich tun? Ich habe keinen Platz, wo ich meine Ernte unterbringen könnte. 18 Schließlich sagte er: So will ich es machen: ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. 19 Dann werde ich zu meiner Seele sagen: Seele, nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink und freue dich!

20 Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann das gehören, was du angehäuft hast?

21 So geht es einem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber bei Gott nicht reich ist.

 

 

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