Liebe Leser*inen des Sonntagsimpulses,

in unserem Bistum Osnabrück liegt eine bewegende Woche hinter uns. Am vergangenen Dienstag wurde ein Zwischenbericht zur unabhängigen Studie zur sexualisierten Gewalt im Bistum Osnabrück vorgestellt. Dem Bistum wurde wieder einmal klares Fehlverhalten vor Augen geführt. Die Kirche von Osnabrück hat Schuld auf sich geladen und trägt Verantwortung für das Leid vieler Opfer.

Es ist erschreckend, dass erst eine externe Studie kommen muss, um auf die Missstände aufmerksam zu machen. Ich fühle mich dabei ein wenig erinnert an Prophet*innen aus dem fremden Land. Nur sie können ehrlich die Missstände in den Gesellschaften ankreiden. So machte es auch der Prophet Amos. Er klagte die Reichen und Machthabenden des Nordreiches an, kam selbst aber aus dem Südreich Juda. Mit seinen durchdringenden und mahnenden Worten gilt er als der Sozialprophet und trifft uns auch heute noch. 

Ich bin froh über die "Prophet*innen" der externen Studie, die die Bistumsleitung zur Verantwortung ruft: Stellt die Sorge um die Betroffenen in den Mittelpunkt eures Tuns. So muss ich mich an meine eigene Nase fassen und einsehen, dass ich für ein System arbeite, das Menschen ihrer Würde beraubt hat und weiter beraubt. Jeden Tag geht es mir in meinem Beruf darum eine andere Kirche zu repräsentieren, ich weiß aber auch genau, dass ich immer fehlerhaft dabei bin. Ich habe Verantwortung, wenn ich dieses System repräsentiere. Ich bin dazu aufgerufen alles dafür zu tun dieses System zu ändern und sexualisierte Gewalt zu verhindern. Viel zu oft nehme auch ich die Kirche in Schutz, verteidige und wehre Vorwürfe ab. Ich muss mich ändern, damit sich das System ändert.

Nehmen wir die Prophet*innen ernst: Die Betroffenen in den Mittelpunkt.

Einen guten Sonntag,

 

Yannik Marchand

Redaktion sonntagsimpulse.de

Am 6,1a.4-7

Lesung aus dem Buch Amos.

1Weh den Sorglosen auf dem Zion
und den Selbstsicheren auf dem Berg von Samária!
4Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein
und faulenzt auf euren Polstern.
Zum Essen holt ihr euch Lämmer aus der Herde
und Mastkälber aus dem Stall.
5Ihr grölt zum Klang der Harfe,
ihr wollt Musikinstrumente erfinden wie David.
6Ihr trinkt den Wein aus Opferschalen,
ihr salbt euch mit feinsten Ölen,
aber über den Untergang Josefs sorgt ihr euch nicht.
7Darum müssen sie jetzt in die Verbannung,
allen Verbannten voran.
Das Fest der Faulenzer ist vorbei.