Liebe Leser:innen!

Und wieder sind es die berührenden Sehnsuchts-Worte des Propheten Jesaja, die uns zu Beginn der diesjährigen Adventszeit zugesprochen werden. Sie passen gerade in diesem Jahr auf eine irritierende und nachdenklich stimmende Weise. Vor dem Hintergrund des grausamen und menschenverachtenden Ukraine-Krieges sprechen die Jesaja-Worte etwas aus, was uns nicht gleichgültig lassen kann. Es sind starke Bilder in diesen Worten, die doch so wenig mit der Lebensrealität der Menschen in der Ukraine zu tun haben. Sie sind tagtäglich dem Bombenterror Putins und seiner Schergen ausgeliefert. Sie leben in einer Kultur der Zerstörung und des Todes. Hat Putin das letzte Wort? Sind ein zerbombtes Land und die vielen unschuldigen Opfer das, was von der Ukraine bleibt? Kann die Bibel nur schöne Worte, die mit der Realität nicht viel gemein haben?

Jesaja spricht seine Sehnsuchts-, seine Verheißungs-Worte in eine ähnliche Lebenssituation hinein, wie wir sie heute in der Ukraine und an weiteren Schauplätzen der Welt vorfinden, die vom Krieg gezeichnet sind. Das jüdische Nordreich Israel ist durch das mächtige Reich Assur überfallen und erobert worden. Das noch verbliebene jüdische Südreich Juda bangt um seine Existenz. Schwerter und Lanzen bestimmen die Politik. Die Menschen erlernen den Krieg und nicht den Frieden.

Doch ist Jesaja kein Träumer. Neben der Realität des Krieges weiß er um die tiefe Sehnsucht des Menschen nach Frieden. Diese Sehnsucht ist im Menschen angelegt. Sie ist von G-tt in uns „eingehaucht“. Sie ist gleichsam ein Funke des göttlichen Lichts in uns. Der Krieg ist die „Fratze“ des Menschen, der nicht „im Licht des HERRN“ geht.

Die diesjährige Adventszeit kann in uns die „Sehnsucht nach dem ganz Anderen“ (Max Horkheimer) neu wecken. Und damit auch in uns die Erwartung wachhalten, über Weihnachten hinaus, dass Frieden sein kann und Frieden wird.

Menschen, die „im Licht des HERRN“ gehen, sind adventliche Menschen, sind mitmenschliche Menschen.

 

Ich wünsche Ihnen und Euch einen gesegneten ersten Advent und eine adventliche Woche!

 

Hermann Steinkamp

Redaktion

SonntagsImpulse.de

 

Die erste Lesung von heute (Jes 2,1-5)

Lesung aus dem Buch Jesaja

1 Das Wort, das Jesaja, der Sohn des Amoz, über Juda und Jerusalem geschaut hat.

2 Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg des Hauses des HERRN steht fest gegründet als höchster Berg; er überragt alle Hügel. Zu ihm strömen alle Nationen. 3 Viele Völker gehen und sagen: Auf, wir ziehen hinauf zum Berg des HERRN und zum Haus des Gottes Jakobs. Er unterweise uns in seinen Wegen, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn vom Zion zieht Weisung aus und das Wort des HERRN von Jerusalem. 4 Er wird Recht schaffen zwischen den Nationen und viele Völker zurechtweisen. Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzen zu Winzermessern. Sie erheben nicht das Schwert, Nation gegen Nation, und sie erlernen nicht mehr den Krieg. 5 Haus Jakob, auf, wir wollen gehen im Licht des HERRN.

Mensch geworden

Lange Jahre gab es die Tradition der Adventsimpulse. In diesem Jahr wollen wir daran anknüpfen und aus dem Team der Sonntagsimpulse die Adventszeit gestalten. In den nächsten Wochen der Adventszeit werden auch in der Woche Impulse verschickt werden. Wir wollen auf die Menschwerdung Jesu eingehen und nehmen die Geschichten von Menschen in den Blick. Was macht das Menschsein aus? Was ist der Mensch? Was ist menschlich? Wir hoffen, dass wir Sie in den nächsten Wochen inspirieren können.

 

Yannik Marchand - sonntagsimpulse.de