Der Prophet Jesaja zeichnet im Text der heutigen Lesung eine schier unglaubliche Vision: eine Vision von Wachsen und Frieden, von Leichtigkeit und tiefer, herrlicher Ruhe.
Mein erster Impuls ist: „Das wird nie passieren!“. Und zugleich sprechen die Bilder eine Sehnsucht in mir an: Es könnte alles ganz anders sein. Mit G*tt ist eine andere Welt möglich. Wie so oft, wenn ich diese Hoffnungsperspektive und den Blick in die Wirklichkeit unserer Welt nebeneinanderlege, spüre ich die Ambivalenz. Denn die Realität macht es manchmal schwer, dieser Sehnsucht wirklich zu trauen, sie nicht nur für eine „Träumerei“ zu halten.
Der Prophet Jesaja spricht vom „Geist der Weisheit und der Einsicht“. Wenn wir alle den nur hätten! Wie anders würden wir handeln und wie anders würde diese Welt aussehen?! Der Singer/Songwriter Jonnes singt in seinem Lied „Ambivalenz“ von einer Einsicht, die ich mit der Einsicht verbinde, die Jesaja beschreibt:
„Ich will die wahrhaftige Sicht, doch so einfach ist es halt nicht. Ich reiß den Himmel auf, doch erst fallen tausend Rätsel raus.“ (Jonnes, Ambivalenz)
Die Welt, die der Geist der Weisheit und der Einsicht eröffnet, ist eine, die nicht von dieser Welt ist. Nicht aus dieser Welt allein heraus machbar und auch nicht aus ihr allein verständlich. Aber: sie ist uns verheißen. Und sie kommt immer wieder neu als Anfang auf uns zu. Vielleicht ist der Advent genau die Zeit, sich mal wieder ganz bewusst darauf einzulassen.
Ich jedenfalls will dem Un-glaublichen glauben.
Ich wünsche Ihnen und Euch die Sehnsucht nach und das Vertrauen in das Un-glaubliche!
Farina Dierker
Redaktion
SonntagsImpulse.de